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Verliebtsein ist ein Gefühl. Lieben ist ein Zustand.
Zwei Menschen in meinem Leben haben mir das auf stille, starke Weise gezeigt – mit einem Wort, das sie sich in ihre Ringe gravieren ließen: Gegenüber-Care.
Eine persönliche Annäherung an Liebe, Verantwortung und die Kunst, füreinander da zu sein – ohne sich selbst zu verlieren.



Zwei Freund*innen von mir haben einander geheiratet!
Streng genommen: Sie haben sich verpartnert.

Ich bin ja grundsätzlich gegen ein bürgerliches oder konservatives Leben.
Aber bei den beiden …
Da hat mir schon die bloße Vorstellung, ihnen beim Ja-Wort zuzusehen, gereicht, um ein paar Tränen zu vergießen.

Was machen die beiden richtig?
In ihren Ringen ist eingraviert: „Gegenüber-Care“.

Was heißt das?
Man soll gut auf sich selbst schauen – und dadurch hat man mehr Ressourcen, gut auf den anderen schauen zu können.
Jeder braucht mal mehr oder weniger. Und jeder gibt mal mehr oder weniger.
Aber man gibt immer nur so viel, wie man gerade geben kann.
Soll heißen: auf die eigenen Grenzen schauen und (!) diese auch kommunizieren.

In meinem Badezimmer hängt ein Spruch:
„Ich bin verliebt … aber ich weiß, es vergeht.“
Ich habe ihn aufgehängt, als ich den Glauben an funktionierende Beziehungen aufgegeben hatte.

So in etwa:
Ja, verliebt sein kann schon mal vorkommen – aber keine Sorge, auch das geht vorbei.
Wie eine Grippe: Man nimmt Medikamente, dann ist’s wieder gut.

Oder in Beziehungen:
Einer macht etwas Unpassendes – oder es muss nicht mal unpassend sein.
Es kann einfach sein, dass bei jemandem unangenehme Gefühle ausgelöst werden – durch irgendetwas.
(Eh der Klassiker: Menschen halt. Wir alle haben unsere Themen.
Und oft hat niemand Schuld an dem, was da ausgelöst wird – es sind einfach Erinnerungen, Trigger, alte Erfahrungen …)

Aber genau darüber muss man sprechen.
Denn wenn man nicht darüber spricht – dann ist halt Schicht im Schacht.
Selbst wenn das Thema „nur“ für eine*n von beiden belastend ist. 

Nur weil ich mit einem Thema kein Problem habe, heißt das nicht, dass ich es ignorieren sollte, wenn es meine Partnerin oder mein Partner belastet.

Einer meiner Leitsätze:
„Unangenehme Gefühle gehören gefühlt. Und unangenehme Gespräche gehören geführt.“

Weiter im Text:
Eine der beiden verpartnerten Personen – sie – war bei mir zu Hause und hat den Spruch im Badezimmer gelesen.

Sie kommt raus, schaut mich an und sagt:
„Maa… voll der schöne Spruch!“

Ich: „Welcher??“
Sie: „Na: ‚Ich bin verliebt … und ich weiß, es vergeht.‘“

Ich und meine Frau (so nenne ich die Frau, mit der ich zusammenwohne) schauen uns beide etwas verwirrt an – und müssen schmunzeln.

Wir waren überrascht.
Denn für uns hatte der Spruch ja eher eine negative Grundstimmung.

Und dann sagt sie:
Ja, sie und ihr Partner seien nicht mehr verliebt – das ist man irgendwann einfach nicht mehr.
Sie lieben sich. Sie sind Partner.

Verliebtsein ist ein Gefühl – Lieben ist ein Zustand.

 


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