
Ich schaue mir regelmäßig ein Influencer-Pärchen an. Sie ist Feministin, er ist Feminist.
Die beiden haben gerade ein Kind bekommen – und werden von Männern gehasst.
Er wird gehasst, weil er ein engagierter Vater ist.
Sie wird gehasst, weil sie eine Frau ist.
Er wird angefeindet, weil er sich „zu viel“ ums Kind kümmert und deshalb angeblich kein „echter Mann“ ist.
Sie wird angegriffen, weil sie zu wenig geschminkt ist, zu viel Gewicht hat – und bla.
Sein Ziel ist es zu zeigen, dass Männlichkeit eben nicht bedeutet, ein Grillmeister, der Hüter der Fernbedienung oder der allzeit „starke“ Hawara zu sein, der weder mit seinen eigenen Gefühlen noch mit den Gefühlen anderer umgehen kann.
Er wollte Papa werden – nicht einfach nur „ein Kind haben“.
Von Frauen wird er oft gelobt, weil er so viel macht.
Er selbst sieht das als Selbstverständlichkeit.
Leider ist es das in unserer Gesellschaft nicht – denn Frauen werden für dieselbe Leistung nicht gelobt, sondern es wird einfach von ihnen erwartet.
Mit dem Argument, das liege in der biologischen Natur der Frau.
Lieber Herbert*! Woher auch immer du deine nicht-wissenschaftlichen Argumente hast – sie sind falsch. (*Herbert ist sozusagen der Prototyp des Mannes mit altmodischen, stereotypen Ansichten – und er kann einfach nicht anders, als jedem seine Meinung aufzudrücken)
Leute sagen zu ihr: „Hey, du kannst froh sein, dass er dir so viel hilft mit dem Kind.“
Sie antwortet: „Ja, ich habe halt keinen Loser geheiratet.“
Ein guter Vater ist kein Bonus – er ist die Basis.
Ich frage mich, wie es so weit kommen konnte, dass Männer so getriggert sind von ihm, dass sie ihm die Männlichkeit absprechen – nur, weil er bemüht ist, ein Vater zu sein.
Ein Grund könnte sein - alten Rollenbildern - klassische Bild: „Mann = Ernährer, Frau = Kindererziehung“. Und von der Norm darf ja bekanntlich nicht abgewichen werden und dazu kommen dann - die eigene Unsicherheiten. Wenn ein Mann selbst keinen engen Draht zu seinen Kindern hat – oder haben will – kann es unangenehm sein, zu sehen, dass ein anderer diese Rolle mit voller Überzeugung lebt.
Dass sie Hate bekommt, überrascht mich weniger. Das liegt leider daran, dass Frauen immer noch für jede Kleinigkeit angegriffen werden – vor allem, wenn sie nur minimal von der gesellschaftlichen Norm abweichen.
Mein Vater war mit mir und meiner kleinen Schwester in Karenz – vor 27 Jahren – und wofür ihn andere Väter häufig beneiden, ist ganz klassisch die Beziehung, die er zu uns führt!
Er hat uns Jahre später erzählt: „Im ersten Monat mit euch zu Hause habe ich mir gedacht: Eh, alles unter Kontrolle. Danach… war ich glücklich, wenn ich es einmal geschafft habe, dass ihr beide gleichzeitig schlaft.“
Davor habe er die Anstrengung des Elterndaseins nicht verstanden – bis er es selbst machen musste.
Ein involvierter Vater hat mehr Bezug zu seinen Kindern, aber auch zu seiner Frau, weil er weiß, wie anstrengend es ist, Kinder zu haben.
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